Seeing Voices
Text: Paul Ertl (©Filmladen) Eine Politikerin hält einen Vortrag, das Publikum applaudiert. Jugendliche tanzen in der Disco. Ein Geburtstagkind bekommt ein Ständchen gesungen. Gemeinsam haben alle, das sie gehörlos sind – Moment mal, geht das denn überhaupt? Vortrag halten, klatschen, singen, tanzen? Und wie! Für Applaus gibt es in der Gebärdensprache eine eigene Gebärde. Musik erschließt sich den Tanzenden in der Disco über den Rhythmus, den sie spüren. Sogar „Happy Birthday“ singen kann man in Gebärdensprache. Und sie spüren die Schwingungen einer Gitarre, wenn sie die Hand darauf legen, sogar der singenden Stimme, wenn sie die Hand auf den Brustkorb der Sängerin legen. Wenn gehörlose Menschen untereinander sind, fehlt es ihnen an nichts. Nur die Hörenden scheinen das manchmal nicht so recht zu glauben. So auch die Ärzte der Familie Hager – Vater, Mutter und Sohn gehörlos, Tochter hörend. Der neugeborene Emil hat die Gehörtests nicht bestanden und den Eltern wird zu einem sogenannten Cochlea-Implantat geraten, ein chirurgischer Eingriff am Gehirn, der dieses „Defizit“ vielleicht beheben könnte. Doch Barbara Hager möchte, dass sich ihr Kind …